Nachhaltigkeit
31.05.2022
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Die drei „Make-or-Break“-Trends, die der Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft sind

Liam McCann

 

Weltweit Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen, ist ein Ziel, das derzeit in aller Munde ist. Aber wie kann ein solch ambitioniertes Ziel erreicht werden?

Bereits heute sind viele der Technologien verfügbar, mit deren Hilfe wir die notwendigen radikalen Veränderungen zur Dekarbonisierung der Industrie und für einen nachhaltigen Verkehr erreichen sowie die  globale Abfallproblematik lösen können.  Wir müssen lediglich schneller werden und diese Lösungen häufiger und zügiger einführen und anwenden. 

In seinem Bericht zu Markt- und Innovationsperspektiven, dem sogenannten „The Change Book“, weist Neste auf die drei Schlüsselbereiche hin, auf die wir uns jetzt konzentrieren müssen, um die ehrgeizigen Emissionsminderungsziele zu erreichen.

1. Ein Umdenken in der Abfallwirtschaft

Aufgrund einer wachsenden Bevölkerung und der zunehmenden Urbanisierung wird sich die von uns erzeugte Abfallmenge bis zum Jahr 2050 voraussichtlich verdoppeln. Aktuell werden 70 % unserer Abfälle auf Deponien entsorgt. Durch einen Großteil dieser Abfälle werden jedoch unsere Ökosysteme verschmutzt und belastet und jährlich gelangen 8 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in die Meere.

Wissenschaftler der University of California prognostizieren eine Abfallmenge von 12 Milliarden Tonnen, die auf Deponien bis bis Mitte des Jahrhunderts vergraben sein könnten, sollte die Kunststoffproduktion weiterhin nicht eingeschränkt werden und Abfallbewirtschaftungssysteme fehlen, die das Recycling und die ordnungsgemäße Entsorgung der Abfälle gewährleisten. Die Wissenschaftler sagen ebenfalls vorher, dass es bis dahin voraussichtlich mehr Plastik als Fische in den Ozeanen geben wird.

Die Notwendigkeit, diese Kunststoffe zu recyceln, wird also immer dringlicher. Aber nur 9 % aller bis dato hergestellten Mengen an neu produziertem Kunststoff wurden recycelt, und wir haben erst vor Kurzem den Anteil der Menge, die wir von den täglich in Umlauf gebrachten Kunststoffen verarbeiten können, auf etwa 20 % erhöht.

„Wir brauchen Unternehmen, die den Mut für einen Ausbau von Innovationen aufbringen und die neuen Lösungen den Unternehmen und Verbrauchern weltweit zugänglich machen“, sagt Minna Aila, Senior Vice President of Sustainability and Corporate Affairs bei Neste.

„Wir setzen stets alles daran, neue Wege zu finden, um die Menge des in die Atmosphäre freigesetzten Kohlenstoffs zu senken, und neue Kreislauflösungen zu entwickeln, mit denen dieser Kohlenstoff immer und immer wieder genutzt werden kann.” Tatsächlich hat sich Neste zum Ziel gesetzt, ab 2030 mehr als eine Million Tonnen Kunststoffabfälle jährlich zu verarbeiten und seine Entwicklungsarbeit im Bereich des chemischen Recyclings zu beschleunigen, damit neue Verfahren für bis dato nicht wiederverwendbare Kunststoffe verfügbar werden.

Wenn wir intelligentere Verpackungen entwerfen, auf Einwegkunststoffe verzichten, die Sortierung und das Recycling von wertvolleren Materialien wie Glas und Metall vorantreiben und Siedlungsabfälle, von denen heute nur 14 % recycelt werden, als Rohstoff für die Herstellung von emissionsarmen Kraftstoffen einsetzen, dann werden wir in der Lage sein, deutlich größere Mengen als die jährlich erzeugten 2 Milliarden Tonnen Siedlungsabfälle zu verarbeiten.

2. Der Verkehr der nächsten Generation

Im Jahr 2020 emittierte der Verkehrssektor 7,1 Gigatonnen CO2 (das sind ungefähr 21 % der weltweiten energiebedingten Emissionen), wovon fast 80 % auf den Straßenverkehr entfielen.

Obwohl die Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen weltweit in die Höhe schnellen, wird in den kommenden Jahrzehnten noch eine beträchtliche Menge an Kraftstoff im Verkehr verbrannt werden. Daher spielen Biokraftstoffe und erneuerbarer Diesel eine wichtige Rolle, um die Emissionen für Segmente wie den Straßengüterverkehr sowie den Luft- und Seeverkehr niedrig zu halten. Der enorme Vorteil dieser erneuerbaren Kraftstoffe besteht darin, dass sie direkt als Drop-in-Lösung in den vorhandenen Motoren ohne die Notwendigkeit größerer Investitionen eingesetzt werden können.

Vor diesem Hintergrund baut Neste seine Produktionskapazität für nachhaltigen Flugzeugtreibstoff (SAF) weiter aus, um bis Ende 2023 eine Kapazität von 1,5 Millionen Tonnen jährlich zu erreichen. Hierbei sind kontinuierliche Innovationen und Partnerschaften sehr wichtig, wie Jason Michael Blake, Vice President der Geschäftsplattform Aviation Feedstock von Neste, betont: „Da die Nachfrage nach nachhaltigem Flugzeugtreibstoff steigt, wächst auch der Bedarf an skalierbaren Rohstoffen.“ Wir entwickeln Partnerschaften mit dem Ziel, skalierbare Geschäftsmodelle zu etablieren, welche die gesamte Wertschöpfungskette abdecken.“

3. Innovative Schwerindustrie

Die Herstellung von Industriegütern ist energieintensiv und verursacht Milliarden Tonnen von Treibhausgasen. Ein großer Teil der Emissionen entfällt auf die Raffination von Rohstoffen und die Erzeugung von Hochtemperaturwärme, so dass es für diesen Sektor besonders schwierig ist, sich in Richtung Netto-Null-Emissionen weiterzuentwickeln. Sauberer Wasserstoff – zu dem auch der grüne und emissionsarme blaue Wasserstoff gehören – bietet ein enormes Potenzial zur Reduzierung der Emissionen in diesem Sektor, da sich seine Verfügbarkeit dank verbesserter Technologien und durch den sinkenden Preis für erneuerbaren Strom, der zu seiner Herstellung benötigt wird, zunehmend verbessert. 
 
Ein anderer Game Changer ist Carbon Capture and Utilization/Storage, CCU/CCS, die Abscheidung, Verwendung und Speicherung von Kohlenstoff, die dazu beiträgt, Emissionen aus Industrieanlagen abzuscheiden, Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufzunehmen und die Produktion von emissionsarmem Wasserstoff zu ermöglichen.

Für bestehende Industriestandorte mit einer langen betrieblichen Nutzungsdauer wie Raffinerien ist es entscheidend, Lösungen zu finden, mit denen die Emissionen verringert werden, ohne dass wesentliche Anpassungen an den aktuellen Prozessen erforderlich sind.  In seiner Raffinerie in Porvoo ist Neste genau dies gelungen: hier setzt das Unternehmen nun alternative, emissionsarme Rohstoffe für die Produktion im Co-Processing-Verfahren ein und ist damit seinem Ziel, bis 2030 die nachhaltigste Raffinerie in Europa zu sein, wieder einen Schritt näher gekommen. Diese Initiative trägt außerdem erheblich dazu bei, dass Neste sein Ziel, die Emissionsintensität verkaufter Produkte in der Nutzungsphase bis 2040 um 50 % zu reduzieren, erreichen kann. Durch den Einsatz all dieser innovativen Lösungen kann die Schwerindustrie ihre Entwicklung hin zu Netto-Null beschleunigen.

Regulierung und Zusammenarbeit spielen eine wesentliche Rolle

Unabhängig davon, ob wir uns mit dem Abfall, dem Verkehr oder der Schwerindustrie befassen, gilt das gleiche Grundprinzip: Eine auf Innovation, Zusammenarbeit und Bereitschaft ausgerichtete Denkweise ist erforderlich, um die für eine nachhaltige Zukunft notwendigen Veränderungen zu unterstützen. Während die EU jetzt mit ihrem „Fit for 55“-Gesetzespaket zur Anpassung der geltenden Gesetze an die Verpflichtung zur Reduzierung der Emissionen um 55 % bis 2030 den Weg weist, hebt Anselm Eisentraut, Head of Market Intelligence bei Neste, die gemeinsamen Anstrengungen hervor, die erforderlich sind, um die Ziele zu erreichen: „Über die politischen Ziele hinaus kommt verschiedenen Akteuren hierbei eine wichtige Rolle zu: dem Privatsektor, um Innovationen voranzutreiben, den Unternehmen, um CO2-Neutralität zu erreichen, und den Verbrauchern, um den Wandel zu beschleunigen, indem sie sich für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen entscheiden.“ 
 
„Die auf der COP26 angekündigten Zusagen reichen möglicherweise nicht aus“, fügt er hinzu, „aber die Geschichte hat uns gezeigt, dass die Menschheit in der Lage ist, revolutionäre technologische Lösungen in einer Geschwindigkeit zu entwickeln und bereitzustellen, die man sich vorher nie hätte vorstellen können. Das gibt mir Vertrauen in die Zukunft.“


Autor:

Liam McCann arbeitet als freiberuflicher Autor und Redakteur für den The Daily Telegraph und hat Dutzende von Artikeln über Nachhaltigkeit verfasst, insbesondere zur Automobilindustrie und den Verkehrssektor.


Lesen Sie mehr in unserem Change Book (englisch)

The Change Book Neste

 

Written by
Liam McCann