Kreislaufwirtschaft
13.11.2023

Die 3 wichtigsten Trends, um Kreislaufwirtschaft weltweit vorantreiben

Lineare Wirtschaftssysteme folgen dem Modell „Nehmen - Herstellen - Benutzen - Entsorgen“. Doch sie führen zu unnötigem Müll und schädigen so die Umwelt.  Im Gegensatz dazu stützt sich die Kreislaufwirtschaft auf die Aspekte „Reduzieren - Wiederverwenden - Recyceln“. Damit ist sichergestellt, dass Ressourcen, wo immer möglich, wiederverwendet werden. Um Nachhaltigkeit langfristig zu etablieren, ist weltweit ein Übergang zu einer solchen Kreislaufwirtschaft erforderlich. Und es gibt Anzeichen dafür, dass dieser Übergang bereits stattfindet. 

Laut dem ersten umfassenden Bericht der Weltbank zur Kreislaufwirtschaft in der EU wird es für eine nachhaltige Entwicklung langfristig nicht tragbar sein, an einer überwiegend linearen Wirtschaft festzuhalten. Mit zunehmender Nachfrage nach Wohnraum, Transportmitteln, Produkten und Dienstleistungen wird auch der Bedarf an Rohstoffen weiter zunehmen. Dem Lebenszyklus und der Verfügbarkeit dieser Materialien kommt damit eine entscheidende Rolle zu. 

Initiativen zur Kreislaufwirtschaft können nach einer Schätzung des Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen dazu beitragen, die globalen Treibhausgasemissionen (THG) bis 2050 um 40 % zu reduzieren. Es ist daher begrüßenswert, dass der Übergang zur Kreislaufwirtschaft in vielen Teilen der Welt bereits in vollem Gange ist. In diesem Artikel werden drei Trends untersucht, die diesen Wandel vorantreiben. 

1. Umstellung auf nachhaltigere Rohstoffe

Umstellung auf nachhaltigere Rohstoffe

„Seit etwa drei bis vier Jahren fühlen immer mehr Menschen sich auch ganz persönlich vom Klimawandel betroffen. Diese Entwicklung führt dazu, dass der Forderung nach kreislauffähigen Lösungen für die unterschiedlichen Teile der Lieferkette mehr Nachdruck verliehen und zunehmend Druck aufgebaut wird“, sagt Dr. Lars Börger, Vice President Strategy and Long-Term Development bei Neste Renewable Polymers and Chemicals.

Für viele Unternehmen ist die Verwendung recycelter Materialien in ihren Produkten eine der Möglichkeiten, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern und dadurch ihr Engagement für Nachhaltigkeit zeigen. Unabhängig davon, ob die Gesetzgebung, die Unternehmensstrategie oder die Verbrauchernachfrage den Ausschlag gibt, ersetzen immer mehr Unternehmen neues Material in ihrer Lieferkette durch wiederverwertete, recycelte oder erneuerbare Rohstoffe. Neste RE™ zum Beispiel, ein Rohstoff für die Kunststoffproduktion, der zu 100 % aus erneuerbaren und recycelten Anteilen besteht, wird als Ersatz für fossile Rohstoffe in der Kunststoff-Wertschöpfungskette für eine Reihe von Marken und Produkten eingesetzt. Letztlich bieten Kreislaufmaterialien in Kombination mit biobasierten oder anderen erneuerbaren Materialien einen soliden Weg aus der Abhängigkeit von fossilen Ressourcen. 

Dieser Trend ist in einer Vielzahl von Branchen zu beobachten, etwa in der Modebranche. Hier hat zum Beispiel Nike mit der Vision für eine komplette Kreislauf-Lieferkette von sich reden gemacht. Die Branche insgesamt lässt ein wachsendes Interesse für die  Wiederverwertbarkeit von Textilien erkennen. Aber auch in anderen Branchen sind ähnliche Trends zu beobachten. So im Verkehrssektor, wo erneuerbarer Diesel und nachhaltiger Flugkraftstoff - aus Abfällen und Reststoffen hergestellt -  Kraftstoffe auf Basis fossiler Rohstoffe zu ersetzen beginnen. Und auch in der Bauindustrie lädt die Nutzung nachhaltiger Materialien dazu ein,  die Zukunft des Bauens neu zu denken

Die steigende Nachfrage nach nachhaltigeren Rohstoffen ist ein Grundpfeiler der wachsenden Kreislaufwirtschaft. Sie sorgt dafür, dass einerseits natürliche Ressourcen geschont werden und treibt gleichzeitig Innovationen in den Bereichen Design und Fertigungstechnik voran. Dass sich insgesamt immer mehr Unternehmen dem Trend anschließen, macht es leichter, bestehende Herausforderungen zu überwinden. Im Gegenzug steigen die Standards in der Industrie und bei den Verbrauchern weiter an und bringen die Weltwirtschaft dem Kreislaufmodell Schritt für Schritt näher. 

Unternehmen sind einerseits durch gesetzliche Regulierung und andererseits durch die Anforderungen der Verbraucher selbst zu verantwortungsvollem Handeln aufgefordert. Dass sie dem Druck von zwei Seiten her ausgesetzt sind, trägt nach Ansicht von Lars Börger dazu bei, Innovationen wir Kreislaufwirtschaft und eine insgesamt nachhaltigere Denkweise voranzutreiben 

2. Neue Gesetze und Vorschriften zur Förderung der Kreislaufwirtschaft

 Neue Gesetze und Vorschriften zur Förderung der Kreislaufwirtschaft

„Ein Großteil des grundlegenden Wandels hin zur Kreislaufwirtschaft wird durch die Gesetzgebung gesteuert“, sagt Heikki Färkkilä, Vice President Chemical Recycling bei Neste. „Damit der Übergang gelingt, bedarf es verschiedener Anreize auf verschiedenen Regierungsebenen.“ 

Wir erleben dies bei zahlreichen wichtigen Gesetzen und Verordnungen weltweit. 

In der EU zum Beispiel zielt die Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle nicht nur darauf ab, die Entstehung von Müll zu verringern. Sie soll gleichzeitig eine Kreislaufwirtschaft für Verpackungen fördern, indem sie bestimmte Anforderungen an die Rohstoffe  und Recyclingfähigkeit der Verpackungen stellt. In Kalifornien schreibt ein neues Gesetz den Verzicht auf Einwegverpackungen und -geschirr vor. Parallel dazu setzen die USA insgesamt eine Reihe von umfassenden Programmen und Strategien zur Förderung der Kreislaufwirtschaft um. 

Auch Programme zur erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, EPR), die die Hersteller für das End-of-Life-Management ihrer Produkte verantwortlich machen, sind auf dem Vormarsch. Unternehmen veranlasst dies dazu, Eigenschaften wie die Wiederverwertbarkeit und Recyclingfähigkeit ihrer Produkte zu steigern und damit die zirkuläre Nutzung von Ressourcen weiter zu fördern. 

„Länder und Regionen sind zunehmend daran interessiert, ihre Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit in Bezug auf Rohstoffe zu erhöhen“, erklärt Färkkilä und verweist auf die Covid-19-Pandemie, den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise als weitere Faktoren, die das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Kreislaufwirtschaft bei den Gesetzgebern weiter steigern.  

Regierungen arbeiten daran, ein Marktumfeld zu schaffen, in dem ein ausreichendes Maß an Sicherheit für Investitionen und Innovationen herrscht. Auch dadurch lässt sich das Potenzial für neue und umfassendere Kreislauflösungen in wirtschaftlichen Wertschöpfungsketten weiter stärken. 

3. Technologiegetriebene Innovation für mehr Kreislauflösungen

Technologiegetriebene Innovation für mehr Kreislauflösungen

In vielen Fällen wird die Kreislaufwirtschaft durch die verfügbare Technologie und Infrastruktur eingeschränkt. Elektroschrott (oder E-Schrott) und Kunststoffabfälle sind zwei Beispiele für große Abfallströme, mit denen sich diese Herausforderung veranschaulichen lässt. Bei Elektroschrott erschwert die Komplexität vieler elektronischer Geräte mit zahlreichen Materialien, die in kleinen und vermischten Mengen vorkommen, das Recycling. Das Recycling von Kunststoffabfällen steht dagegen vor Herausforderungen bezüglich der effizienten Sammlung, Sortierung und Wiederaufbereitung. Es zeichnen sich jedoch innovative Lösungen ab, wie etwa neue Technologien zur Verlängerung der Lebensdauer von Elektronik und zum Recyceln. Dasselbe gilt für Kunststoffe, wobei neuere Recyclingmethoden und innovative Kooperationen ein Kreislaufpotenzial für Materialien eröffnen, die bisher nicht oder nur schwer recycelt werden konnten. 

Wichtig ist auch, dass technologische Innovationen mit Initiativen wie intelligenten Abfallmanagementsystemen, künstlicher Intelligenz und robotergestützter Abfallsortierung sowie Wiederaufbereitung neue Wege für die Kreislaufwirtschaft ebnen. Blockchain, digitalisierte Reparaturdienste und die Rückverfolgung der Lieferkette spielen ebenfalls eine große Rolle beim Entstehen neuer Kreisläufe. 

Auf dem Weg in eine kreislauforientierte Zukunft

Wir stehen erst am Anfang des Wandels zur Kreislaufwirtschaft. Aber das wachsende Bewusstsein und die wichtigen Trends, die diesen Wandel vorantreiben, geben Anlass zu Optimismus. Sie lassen hoffen, dass Wachstum und Gerechtigkeit von übermäßigem Abfall und übermäßiger Ressourcennutzung abgekoppelt werden können - und dass wir uns auf eine Zukunft zu bewegen, in der Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt unseres Lebens und Wirtschaftens stehen.