Nachhaltigkeit
18.03.2024

Der Kohlenstoff-Handabdruck: Unterstützung von Unternehmen bei der Darstellung ihres Nachhaltigkeitsengagements

Die meisten Unternehmen, die daran arbeiten, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, sind mit ihrem eigenen Kohlenstoff-Fußabdruck sehr vertraut. Sie erkennen aber auch immer mehr, wie sie auch ihre Kunden dabei unterstützen können, ihren Kohlenstoff-Fußabdruck zu verringern. Und genau dies macht den Kohlenstoff-Handabdruck aus. 

„Der Kohlenstoff-Handabdruck ist für Unternehmen eine Möglichkeit aufzuzeigen, dass über ihre eigenen CO2-Emissionen hinaus  auch über ihre Kunden einen positiven Einfluss ausüben können“, sagt Tuuli Kaskinen, CEO der Climate Leadership Coalition. Das hat Vorbildcharakter auch für andere Unternehmen, erklärt sie: „Wir wissen, dass Unternehmen, die im Klimaschutz vorangehen, weltweit eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, andere zu motivieren und in die Klimaarbeit einzubeziehen. Der Kohlenstoff-Handabdruck ist eines der Instrumente, um diese Leistung zu messen.”
 
Die Methode zur Berechnung und Kommunikation des Kohlenstoff-Handabdrucks wurde von der Technischen Universität Lappeenranta und dem Technischen Forschungszentrum VTT Finnlands entwickelt, um diese positiven Auswirkungen zu messen. Sie beschreibt die Verringerung der Treibhausgasemissionen, die erreicht wird, wenn Kunden das Produkt eines bestimmten Unternehmens anstelle eines herkömmlichen Produkts verwenden. „Der Kohlenstoff-Handabdruck ist hilfreich, wenn ein Unternehmen oder eine Organisation zeigen möchte, wie sie den Kohlenstoff-Fußabdruck anderer beeinflusst“, so Kaskinen.

Für Ihren Kohlenstoff-Handabruck gilt also: Je größer er ist, desto besser - im Gegensatz zum Kohlenstoff-Fußabdruck, der so klein wie möglich sein sollte.

Early Adopters weisen den Weg

In Nordeuropa wenden bereits immer mehr Unternehmen die Methode des „Carbon Handprint“ an. Zum Beispiel nutzt das Unternehmen für erneuerbare Materialien, Stora Enso, den Kohlenstoff-Handabdruck, um zu berechnen, wie viel Treibhausgasemissionen durch die Umstellung seiner Kunden auf erneuerbare Verpackungsprodukte von Stora Enso eingespart werden. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen an der Entwicklung von Verfahren, mit denen der Kohlenstoff-Handabdruck gemessen und seine Anwendung ausgeweitet werden kann.

Neste, ein weltweit führender Hersteller von erneuerbarem Diesel und nachhaltigem Flugzeugtreibstoff, ist ein weiterer Early Adopter des Kohlenstoff-Handabdrucks. „Die CO2-Bilanz, genauer gesagt die relative Reduzierung der Treibhausgase im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen, ist das wichtigste Wertversprechen für unsere erneuerbaren Kraftstoffe wie erneuerbarer Diesel“, führt Hugo Stenberg, Nachhaltigkeits-Manager und Teamleiter für Klima und Kreislaufwirtschaft bei Neste, aus. „Außerdem nutzen wir den Kohlenstoff-Handabdruck in unserer Unternehmenskommunikation, um zu zeigen, wie wir unsere Wachstumsstrategie im Bereich der erneuerbaren Produkte umsetzen.“

Kaskinen geht davon aus, dass in den nächsten Jahren immer mehr Unternehmen zusätzlich zu ihrem eigenen CO2-Fußabdruck auch über ihren eigenen CO2-Handabdruck berichten werden. „Es gibt immer Unternehmen, die Vorreiter sind“, sagt sie. „Wir brauchen diese Vorreiter, damit sie ihre bewährten Verfahren weitergeben können. Ein Kohlenstoff-Handabdruck ist eine Möglichkeit, die Aktivitäten zu kommunizieren und zu messen, die definitiv notwendig sind.“

Messung und Vergrößerung Ihres Kohlenstoff-Handabdrucks

Wie können Sie also auf den fahrenden Zug aufspringen und anfangen, den CO2-Handabdruck Ihres Unternehmens zu messen und zu vergrößern?

Der Prozess kann zunächst überwältigend erscheinen, aber alles, was Sie wissen müssen, wurde in einem Carbon Handprint Guide zusammengetragen.

Für den Anfang ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen: Entscheiden Sie, welches Produkt (oder welche Dienstleistung) Sie messen wollen, und legen Sie die Ausgangssituation fest. Die Ausgangssituation beschreibt, was ein Kunde anstelle des Produkts oder der Dienstleistung des Unternehmens verwendet hätte. Wenn Neste zum Beispiel den Kohlenstoff-Handabdruck seiner erneuerbaren Kraftstoffe berechnet, geht das Unternehmen von einer Ausgangssituation aus, in der seine Kunden fossile Kraftstoffe verwenden.

„Für erneuerbare Kraftstoffe gibt es beispielsweise in der EU und in den USA Vorschriften, die festlegen, wie der Treibhausgaswert von Produkten über den gesamten Lebenszyklus und auch der Ausgangswert für fossile Kraftstoffe zu berechnen sind“, erläutert Stenberg. „Das hilft uns, denn der Handabdruck unseres erneuerbaren Kraftstoffs basiert dann auf diesen Vorschriften, ohne dass wir den Ausgangswert selbst festlegen müssen.“

Was ist der Unterschied: Handabdruck, vermiedene Emissionen, Scope 1-3 und Scope 4?

Obwohl der Kohlenstoff-Handabdruck bisher hauptsächlich in den nordischen Ländern verwendet wird, ist die ihm zugrunde liegende Idee weltweit verbreitet, wie Kaskinen betont. „Die Diskussion über die Vermeidung von Emissionen wird weltweit geführt“, sagt sie. „Diese Methodik ist dem Kohlenstoff-Handabdruck sehr ähnlich.“

Der Kohlenstoff-Handabdruck steht auch im Zusammenhang mit der stärkeren Überwachung der Emissionen und dem ehrgeizigen Bestreben der Unternehmen, nicht nur ihre Scope-1- und Scope-2-Emissionen zu reduzieren, sondern auch ihre Scope-3-Emissionen. Die Scope-1- und Scope-2-Emissionen können oft relativ direkt vom Unternehmen selbst beeinflusst werden. Scope 3 betrachtet die gesamte Wertschöpfungskette, einschließlich der vorgelagerten Emissionen (z. B. durch Lieferanten) und der nachgelagerten Emissionen im Zusammenhang mit der Verwendung oder Entsorgung des Produkts durch die Kunden. Daher kann die Vergrößerung Ihres Kohlenstoff-Handabdrucks oder der vermiedenen Emissionen - was manchmal auch als Scope 4 bezeichnet wird - ähnliche Auswirkungen haben wie die Reduzierung der Scope-3-Emissionen des Unternehmens.

Auch wenn es verwirrend sein kann, dass mehrere Begriffe für ein ähnliches Konzept existieren, ist Kaskinen der Meinung, dass dies auch zeigt, dass viele Menschen daran interessiert sind, ihre Auswirkungen auf das Klima zu messen. „Ich denke, dass in den kommenden Jahren noch mehr Unternehmen diese Werkzeuge unterstützen und nutzen werden“, prognostiziert sie. „Hierdurch wird sich auch der gesamte Bereich weiterentwickeln.“